Wallfahrtskirche Maria Bründl

Wallfahrtskirche Maria BründlVon Raab führt eine Allee zu dem einst vielbesuchten Wallfahrtsort, der auf einem Abhang als idyllische Baugruppe liegt: Bründlkapelle, ehemaliges Badehaus, Rosenkranzstiege, Wallfahrtskirche und Benefiziatenhaus. Dreierlei hat das Entstehen der Wallfahrt im Barock begünstigt: die Heilkraft der Quelle, der Glaube, dass die Gottesmutter Heilung bewirke, und das Mäzenatentum der Raaber Bürger und des Grafen von Tattenbach.

Geschichte 
Die Heilkraft der Quelle wurde erkannt, als 1645 die Magd eines Lebzelters aus Raab hier geheilt wurde, die ihre erkrankten Füße in der Waldquelle gebadet hatte. In M. Wenings Beschreibung von Bayern (1701) ist diese Badekur bezeugt. 1733 publizierte der Arzt Dr. Johann Adam Morasch eine "Beschreibung des Heylbrünnleins und Wild-Bads nächst Rab", die wohl auf Veranlassung des Patrinatsherrn Maximilian Franz Grafen von Tattenbach entstanden ist. Denn er ersetzte 1730 die hölzerne Badestube durch eine gemauerte Badeanstalt, die heute noch aks Wohnhaus neben der Bründlkapelle erhalten ist. Als die Quelle versiegte, wurde sie im 19. Jahrhundert durch das Schlagen neuer Brunnröhren wieder erschlossen. Heute ist die schwach fließende Quelle an der Nordaußenwand der Bründlkapelle in ein vergittertes Becken gefasst. Als Dank für ihre Heilung auf Fürbitte Mariens soll die Lebzeltersmagd eine Kreuzsäule mit einem Marienbild bei der Quelle errichtet haben, die um 1683 in einer hölzernen, später in der gemauerten Bründlkapelle ihren Platz fand. Vergleicht man die ältesten Votivbilder in der Zeichnung Wahlfahrtskirche Maria BründlBründlkapelle, so fällt auf, dass verschiedene Mariengnadenbilder, wie das Passauer Mariahilfbild, eine Pieta und eine Schutzmantelmadonna hier verehrt wurden. 1683 kam es zur Aufstellung des heutigen Gnadenbildes "Unserer Lieben Frau mit dem geneigten Haupt" nach der Landshuter Kopie. Durch die Weihe der Wallfahrtskirche am 6.10.1734 wurde vom Passauer Fürstbischof Josef Dominikus Graf von Lamberg dieses Gnadenbild für die Wallfahrt ikonographisch festgelegt. Das Originalgnadenbild hat eine merkwürdige Geschichte erfahren. 1610 wurde es vom Ordensgeneral der Unbeschuhten Karmeliten P. Dominikus a Jesus Maria Ruzzola im Schutt eines römischen Hauses gefunden und privat verehrt. Es gelangte später an die römische Kirche S. Maria della Scala, von wo es Kurfürst Maximilian I. von Bayern nach München brachte. Kaiser Ferdinand II. erbat es sich von seinem Vetter und Studiengenossen für seine Privatkapelle. Nach dem Tod des Kaisers kam es 1637 an die Wiener Karmeliten, die es heute noch besitzen. Eine Kopie des Gnadenbildes erhielten die 1668 in Landshut durch Kurfürst Ferdinand Maria gegründeten Ursulinen, die das Bild mit dem Titel "Monstra Te essem Matreem" (Erzeige Dich, eine Mutter zu sein) versahen und es als kleines Andachtsbild verbreiteten. Die Wiener Karmeliten aber warben mit dem Versprechen, das einst P. Dominikus a Jesus erfahren hatte: "Allen, die mich in diesem Bild andächtig verehren und ihre Zuflucht zu mir nehmen, will ich ihre Bitte gewähren und ihnen viele Gnaden erteilen. Besonders aber werde ich die Gebete für Erquickung und Erlösung der Seelen im Fegefeuer erhören." Während die Bründlkapelle aus privater Andacht der Raaber Bürger entstand, dürfte, so wird überliefert, die Wallfahrtskirche als Akt der Sühne des damaligen Patronatsherren Maximilian Franz Graf von Tattenbach erbaut worden sein. 

Es wäre aber auch denkbar, dass die Verdächtigung erst nach der Errichtung der Kirche aufgekommen ist (Dr. Geier). Der junge Maximilian Franz lebte mit seinem Vater Graf Ferdinand Josef in Unfrieden. Als dieser 1712 in Hart bei Braunau ermordet wurde, beschuldigte man den Erben, das Verbrechen angestiftet zu haben. Rom trug dem von Gewissensbissen geplagten Adeligen fromme Werke, die Erbauung einer Kirche und die Errichtung einer geistlichen Stiftung zur Entsühnung des Ermordeten auf. Am 27. Jänner 1734, also zehn Monate vor der Kirchweihe, erstattete der Patronats- und Bauherr Maximilian Graf von Tattenbach dem bayerischen Kurfürsten einen Bericht: "Vor ungefähr 15 Jahren (= 1719) hatte die Gemeinde (Raab) mit dem Kapellenbau nach dem Modell und der Größe der Tattenbachschen Schlosskapelle in Eberschwang mit Wissen des Klosters Suben den Anfang gemacht und schon fast unter Dach gebracht, als das Kloster Suben beim Ordinariat Passau 1721 es zuwege brachte, dass der Bau (verboten) wurde..." Die Gemeinde trat nun den Kirchenbau samt dem Bad an den Grafen ab und bat ihn, sich der Sache weiterhin anzunehmen. So entstanden das Badehaus 1730, die Kirche und sein als Jagdhaus gedachtes späteres Benefiziatenhaus. 1752 ließ der Graf noch die Allee anlegen und bestellte 1758 ein Benefizium an der Wallfahrtskirche. Nach dem Tod des edlen Gründers 1763 und infolge der Aufklärung trat ein Verfall ein und die Gebäude wurden mißbräuchlich verwendet. Erst 1822 konnte die gesperrte Kirche wieder dem Kult durch den Benefiziaten Johann Oelschuster geöffnet werden. Im Zuge der Renovierung ersetzte man das barocke Gnadenbild der Landshuter Vorlage durch eine Kopie des Wiener Originalbildes des J. Kastner. Im letzten Jahrzehnt des 19 Jh.s stattete man das Gotteshaus mit Glasfenstern von Faschian in Schärding, neubarocken Fresken von Strickner, Linz (1896) und einer Orgel von Steininger, Obertrattnach (1910) aus. 1945 schuf der Bildhauer Furthner einen prunkvollen Altaraufsatz für eine neue Kopie des Gnadenbildes von Strickner, zwei Figuren Furthners, der hl. Antonius von Padua und die hl. Elisabeth von Thüringen, warten auf die Aufstellung. In den Jahren 1966 - 1978 wurden die Wallfahrtskirche, die Bründlkapelle und das Benefiziatenhaus einer umfassenden Renovierung unterzogen, die die Fresken des 19 Jh.s unter der Kalktünche einer einfacheren Gestaltung verschwinden ließ.

Beschreibung 
Die Wallfahrtskirche ist wie die Bründlkapelle zur Quelle ausgerichtet und daher nicht nach kirchlicher Vorschrift geostet. Ihre Nordfassade weist ein Marmorportal mit geschweiftem Gebälk, seitlicher Pilaster mit Hauptgebälk und Dreiecksgiebel auf. In die Fassade sind Ovalfenster (sog. Ochsenaugen) und zwei Statuennischen einbezogen. Der ganze Außenbau ist sparsam mit ionischen Pilastern gegliedert und von einem Ziegeldach bedeckt. An der Südseite ragt ein im Grundriß quadratischer Turm auf, dessen achteckige Glockenstube von einer doppelten Zwiebelkuppel bekrönt ist. Südlich davon liegt das Benefiziatenhaus, das durch einen hölzernen Gang mit der Kirche verbunden ist. Das Kircheninnere stellt sich als harmonisch gegliederter dreijochiger Saalraum dar, der mit einer Stichkappentonne überwölbt ist. Die Wand ist durch toskanische Pilaster gegliedert, die ein dreiteiliges Hauptgebälk tragen und mit Rundbogenfenster bzw. Ovalfenster in der Gewölbezone ausgestattet. Der stark eingezogene Chorraum schließt in drei Seiten eines Achteckes und weist dieselbe Wand - und Gewölbeform auf. dieses Wandsystem entspricht der Münchener Kirchenbautradition und wurde schon von Christoph Zuccalli in der Wallfahrtskirche Brunnenthal bei Schärding 1651 angewandt. Alle drei Altaraufbauten der Wallfahrtskirche sind in dunklem Stuckmarmor gehalten und tragen am Gesims das Doppelwappen des Stifters Maximilian Franz Graf von Rheinstein und Tattenbach und seiner zweiten Gattin Maria Charlotte Felicitas Gräfin von Törring zu Seefeld. Der Hochaltar rahmt ein großes Bild, in dem entsprechend der Landshuter Tradition das Gnadenbild eingesetzt ist. Auf seitlichen Konsolen stehen die Figuren der Erzengel Michael und Raphael. Der linke Seitenaltar zeigt das Bild der hl. Mutter Anna mit Joachim und Maria, darüber die hl. Apollonia. Der rechte Seitenaltar ist ein Kreuzaltar, darüber sind die hl. Katharina von Alexandria und Ottilia dargestellt. An die Orgelempore sind eine Reihe von heiligen gemalt (von links nach rechts): ein Bischof (Valentin?), Wolfgang von Regensburg, Rupert von Salzburg, Maximilian, die vier lateinischen Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Gregorius, die vier hl. Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie im rechten Brüstungsfeld die vierzehn hl. Nothelfer. Auf der Orgelempore steht die kleine Orgel des Meisters Steininger von Obertrattnach mit 4 Registern, darunter ist das Bild des Ordensgenerals der Karmeliten, P. Dominikus a Jesus Maria, angebracht.